Hamburg (dpa) - Bisher konnte Nick Heidfeld nur vom WM-Titel träumen, in
dieser Formel-1-Saison darf er an ihn denken. Noch nie in seiner bisherigen
Dienstzeit in der «Königsklasse» saß der 31-Jährige in einem solch
konkurrenzfähigen Wagen wie jetzt. «Wenn das Auto dazu in der Lage ist,
kann ich es schaffen», sagt der Mönchengladbacher über sich und den
BMW-Sauber F1.09 und ist von seiner Chance überzeugt - seiner ersten und
womöglich auch letzten.Heidfeld will sich nicht festlegen, ob er im
Titelrennen in einer aussichtsreichen (Start-)Position ist: «Es ist noch so
früh, das zu sagen. Wir wissen nicht, was die anderen machen.» Er weiß,
dass die Erwartungen gestiegen sind, zumal Arbeitgeber BMW-Sauber in diesem
Jahr endlich Ferrari und McLaren-Mercedes die Titel abjagen will. «Ich
schätze mich so ein, dass ich mit Druck überhaupt kein Problem habe», sagt
er.Aber um überhaupt einmal zu den WM-Aspiranten zu gehören, musste
Heidfeld einen langen und unbequemen Weg zurücklegen. Der dienstälteste der
fünf deutschen Fahrer ist der VfL Bochum der Formel 1: der Unabsteigbare.
In seinen bisherigen neun Jahren erlebte er, wie andere in der
Karrieretabelle an ihm vorbeistürmten. Der Wahl-Schweizer stand oft vor dem
Abstieg aus der PS-Eliteliga, und dennoch blieb der mit 1,67 Meter
zweitkleinste Fahrer eine feste Größe.Bis zum Wechsel zu BMW war er nie bei
einem Rennstall, der regelmäßig in den Ergebnislisten ganz oben zu finden
war. 150 Mal ist Heidfeld bisher gestartet, nie sah er die Zielflagge als
erster - niemand seiner aktuellen Konkurrenten ist länger erfolglos auf der
Jagd nach einem Grand-Prix-Sieg geblieben.Dennoch hat Heidfeld nicht
aufgegeben. Wie im letzten Jahr, als er mit dem BMW-Sauber, Baujahr 2008,
nicht zurechtkam und der sieben Jahre jüngere Teamkollege Robert Kubica ihn
zu oft abhängte. Heidfeld drohte, den Klassenverbleib zu verspielen. Doch
er kämpfte - wieder einmal -, fand die Lösung für sein Problem und erhielt
am Ende doch noch den Vertrag für 2009 von BMW-Motorsportdirektor Mario
Theissen.Beharrlichkeit und Geduld kennzeichnen Heidfeld - und ein
unerschütterliches Vertrauen in die eigene Stärke. Wenn niemand mehr an ihn
glaubt, er tut es noch. «Wenn du weißt, du bist stark und glaubst daran,
dann klappt's auch», sagt er.Mit WM-Rang sechs, vier Podestplätzen und 60
Punkten war er 2008 wie im Jahr zuvor bester Deutscher. Schlagzeilen
machten andere. Das liegt auch daran, dass der zweimalige Familienvater
nicht zum PS- «Popstar» wie Weltmeister Lewis Hamilton taugt. Auch ist er
kein Sunnyboy wie das unbeschwerte Ausnahmetalent Sebastian Vettel.
Extravaganzen sind ihm fremd - wenn man von den übergroßen Sonnenbrillen
absieht. In der Winterpause wagte der «Unabsteigbare» schon mal den
Aufstieg - auf den Eiffelturm, um dort seiner Lebensgefährtin Patricia
einen Heiratsantrag zu machen.
Friday, March 27, 2009
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